Die Städteplanung in den letzten Jahrzehnten erfolgte im Wesentlichen nach dem Modell der Suburbanisierung. Weitläufige Städte, die vorwiegend aus reinen Schlaf-Stadteilen bestehen, ohne zentrale Plätze und Dienstleistungen, mit anonymen Gebäuden, die auf der ganzen Welt gleich sind. Auch in der Schweiz ist das Phänomen der Suburbanisierung zu verzeichnen. Es gibt jedoch noch viele Ortschaften und Dörfer mit Plätzen, Treffpunkten und gemeinsamen Serviceeinrichtungen, die erhalten werden sollten. Das traditionelle Städtebaumodell gibt den Menschen ein Gefühl der Identität und der Zugehörigkeit; hier können sich Menschen kennen lernen und gemeinsam etwas unternehmen; Händler und Unternehmer vor Ort können sich eher behaupten. In der Regel sind solche Orte, an denen die Leute sich kennen, sicherer und bieten weniger Spielraum für Kriminalität.
Ein grosser Teil der kommunalen Bebauungspläne, die in den 1980er Jahren entstanden, förderte die Suburbanisierung. Die kommunalen Aggregationsprozesse, unter einem gewissen Gesichtspunkt gesehen positiv und notwendig, tragen dazu bei, der Suburbanisierung neue Impulse zu geben.
Das Bundesgesetz über die Raumplanung muss dringend überarbeitet werden, um zu verhindern, dass die Dörfer verschwinden. Für urbane oder halburbane Gebiete, die Gefahr laufen, weiter aufgesplittert und entpersonalisiert zu werden, muss ein Modell entwickelt werden, das "Stadtteile" schaffen kann. Planung muss nicht nur den Erhalt des Territoriums bedeuten, sondern auch die Schaffung von Bezugspunkten und Stellen, die die Aggregation fördern, an denen die Bildung gesellschaftlichen Lebens, von Serviceeinrichtungen und Gewerbe erleichtert wird.
Zusammenschlüsse von Gemeinden ziehen das Verschwinden gewisser Elemente nach sich, die die lokale Identität ausmachen (Rathaus, Fahne, Gemeindesekretär). In der ersten Phase der Eingemeindung wird versucht, Dienstleistungen über das Territorium zu verteilen. Bei den anschliessenden Umstrukturierungsmassnahmen tendiert man jedoch dazu, die Serviceeinrichtungen erneut zu zentralisieren. In jedem Fall hat ein übrig gebliebenes Planungsamt nicht denselben Wert wie ein eigenes Rathaus.
In Tessin gibt es das Patriziat, die Vorläufer der heutigen Gemeinden, denen noch heute ein Grossteil der Waldgebiete gehört. Es handelt sich um öffentliche Behörden, mit genau festgelegten demokratischen Regeln, die laut Gesetz im Interesse aller Bürger, nicht nur der Patrizier handeln müssen. Mit dem wirtschaftlichen Wandel im vergangenen Jahrhundert verlor der Wald an wirtschaftlicher Bedeutung. Trotzdem gelang es den Patriziaten, das Gebiet intakt zu erhalten, was nicht selbstverständlich und nicht wenig ist.
Das Patriziat des Tessins, das eine Jahrhunderte lange, bis ins Mittelalter zurück reichende Geschichte vorweisen kann (bis 1800 nannte man sich "Vicinanza" - Nachbarschaft), könnte, mit entsprechenden gesetzlichen Ergänzungen, zur Identitätsfindung der Bevölkerung beitragen. Im Zuge der Eingemeindungen müssten die Gebäude, die für die grössere Gemeinde keine Bedeutung mehr haben, an das Patriziat vergeben und von diesem für die Gemeinde genutzt werden; die Gebäude könnten ortsansässigen Verbänden zur Verfügung gestellt werden, um für Jugendliche und Alte Freiräume zu schaffen.